Das ist nicht der Alte Peter!

Kann sich Geschichte wiederholen? Familien-Geschichte schon, glaube ich. Ein familiärer Glückwunsch an die Isar. 🙂

Es muss Anfang der Wilden Neunziger gewesen sein. Unser Familienzweig hatte sich wenige Jahre vorher südwärts gebogen, gegen meinen erbitterten Widerstand. Aber es half alles nichts, ich musste der Heimat Lebewohl sagen.
Nach und nach kam uns die ungebrochen heimatverbundene Sippschaft aus NRW besuchen. Die Sauerländer interessierten sich wenig für das oberbayerische Dorfleben, dem wir uns mehr oder weniger gut angepasst hatten. Nein, die lieben Verwandten wollten München erleben, die vermeintliche Weltstadt mit Herz.

Da wollte ich selbst nicht hin.
Aber natürlich fuhr ich mit, wenn es im Familien-Verbund für ein paar Stunden nach Stoiber-City ging.

An eine dieser Visiten kann ich mich besonders gut erinnern. Vier bis heute besonders reisefreudige Steinhoffs kamen zu Besuch. Die Eltern-Generation war an Münchens Prachtmeilen interessiert, die Söhne waren leidenschaftslos. Bis unser jüngster München-Tourist müde wurde, da regte sich bei ihm grimmiger Widerstand.
Mein Vater versuchte, das Mütchen des unwilligen Altstadt-Besuchers zu kühlen.

„Guck mal, Peter, die Kirche da, die heißt wie du! Das ist der Alte Peter.“

Mein sichtlich erboster Vetter: „Nein, das ist nicht der alte Peter.“

Mein Vater: „Und wenn du dich auf den Kopf stellst,
das ist der Alte Peter.“

Dieser Dialog ist in unserer Familie legendär. Auch wenn wir München und seinem Umland inzwischen allesamt den Rücken gekehrt haben. In der neuen Wahlheimat meiner Eltern gibt es keine Petrus-Kirche, nicht einmal eine ehemals so genannte.

Bei mir in Berlin gibt es immerhin eine evangelische Petrus-Kirche in Lichterfelde und eine katholische nach Petrus Canisius benannte Gemeinde am Lietzensee. Ich mag diese Jesuiten-Kirche sehr!
Alt ist sie ganz und gar nicht, verglichen mit dem Alten Peter im Münchener Zentrum ein Teenager. Ob ich den Alten Peter jemals wieder aus der Nähe sehe, steht in den Sternen. Es gibt Einladungen von Münchener Freunden, aber zur Zeit fehlt es an sämtlichen Freiheiten, die ich für eine Tour in den Süden bräuchte.

Seit einigen Jahren lebt mein Vetter Peter in München. Und letzte Woche kam mir zu Ohren, dass er bald Vater wird! Herzlichen Glückwunsch, lieber Vetter! Ich freue mich sehr für Euch, die stolzen zukünftigen Eltern.

Und ich verspreche Dir jetzt etwas. Wenn euer Kind groß genug ist, gehen wir zusammen auf den Rindermarkt und ich verklicker deinem Nachwuchs, dass wir jetzt „den alten Peter“ vor uns haben. Ich bin gespannt darauf, wohin der kindliche Blick dann geht. Dass dann wenigstens ein Peter anwesend ist, wird das Steinhoffsche Münchner Kindl nicht leugnen können. 😀

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