Ich liebe lange Texte. Mit dieser Vorliebe bin ich ziemlich alleine. Wie es sich für Digital-Dinos gehört. Jedenfalls bei Häppchen-Anbietern wie Facebook. In diesem Blog-Artikel halte ich fest, warum ich Facebook als Privatperson die kalte Schulter zeige.
Facebook hat Beachtliches geleistet. Wer für seine Produkte wirbt, kommt nicht um diese Plattform herum. Das verdient Anerkennung, nicht zuletzt Hochachtung vor den Technikern. Es ist legitim, wenn der US-Konzern Facebook für seine Dienstleistungen Geld verlangt.
Für Privatpersonen bleibt der Dienst laut Website kostenlos. Wer sich ein bisschen mit dem Thema Internet beschäftigt, weiß, dass im Netz nichts wirklich umsonst ist. Man zahlt nur in einer anderen Währung. Nein, (noch) nicht mit Bitcoins, sondern mit Daten.
In fast 5 Jahren hat es mich wenig gestört, dass Facebook meine Daten Dritten zum Kauf anbot. Im Regelfall führte das zu zielgerichteter Werbung. Was hinter den Kulissen abging, etwa beim Kreditwürdigkeits-Ranking, blieb mir verborgen. Glücklicherweise brauche ich keine Kredite.
Hier sind die wichtigsten Gründe, warum ich als Privatperson aus Facebook aussteige.
Mangelhafte Verlässlichkeit bei der Kommunikation
In den letzten Monaten hat sich das Kommunikations-Prinzip von Facebook immer weiter verschlechtert. Wohlgemerkt: Aus Nutzersicht. Für den Anbieter aus dem kalifornischen Menlo Park sieht das ganz anders aus. Die durch Algorithmen gesteuerte Sortierung von geteilten Inhalten gehört zum Geschäftsmodell. Wenn man auf Webseiten viel scrollen muss, um zu den eigentlich gewünschten Inhalten zu kommen, hat der Anbieter viel Platz für Werbe-Anzeigen. Das ist nicht grundsätzlich verkehrt. Aber für mich funktioniert es nicht.
Ich habe Facebook von Anfang an als Kommunikationsmittel genutzt. Mit realen Bekanntschaften im Kontakt zu bleiben, über Ereignisse und Stimmungen auf dem laufenden zu halten, spontane Verabredungen treffen – dazu war Facebook lange Zeit hervorragend geeignet.
Das ist es nicht mehr. Und ich sehe keinen Grund, warum das Unternehmen auf diesen Kurs zurückschwenken sollte. Sein Geschäftsmodell geht auf, es hat Abhängigkeiten geschaffen. Was will es anderes?
Ich will verlässlich kommunizieren. Wenn ich einen Brief schicke, möchte ich nicht, dass der Umschlag vom Postboten nach Lust und Laune zugestellt wird, also wann, wie und in welchem Hausbriefkasten mein Brief landet.
Dem Postboten zahle ich Geld für diesen Dienst. Aber Facebook will für private Nutzer kostenlos bleiben. Da darf man nichts anderes erwarten.
Teilen mit der Welt, nicht mit einem Konzern
Was ich ins Netz stelle, gehört der Welt. Ich habe keine Kontrolle darüber, wer sich meine Fotos, Texte, Videos auf den Rechner herunterlädt. Das ist OK für mich. Ich kenne die Regeln.
Damit nicht jeder meine Geschenke einfach so als seine Schöpfungen ausgeben und verkaufen darf, gibt es Lizenzen. Die Regeln der Creative Commons-Lizenz sind sogar für juristische Laien wie mich verständlich. Und ich kann meine Inhalte unter diese Lizenz stellen.
Das klappt sogar beim Datenkraken schlechthin, bei Google. Videos, die ich selbst erstellt habe, kann ich bei Youtube unter die einfachste CC-Lizenz stellen, die Namensnennungs-Lizenz. So darf Google Geld mit meinen Videos verdienen. Das finde ich in Ordnung, weil mir die Firma ihre Plattform mit ihrer erstklassigen Performance ohne Entgeld zur Verfügung stellt. Aber Google verpflichtet sich durch die CC-Lizenz, bei jedem Einsatz meinen Namen zu nennen.
Wenn Facebook dieses Rechte-Konzept als Möglichkeit übernimmt, können wir nochmal reden, Herr Z. 🙂 Bis dahin gilt: Alles, was man bei Facebook einstellt, gehört nicht mehr einem selbst, auch nicht der Welt, sondern dem Unternehmen aus Kalifornien. Und diesem Konzern schenke ich nichts mehr.
Mein Privileg: Ich kann es selbst
Facebook ist einfach. Man braucht kein technisches Hintergrundwissen, um Bilder, Texte und Co zu veröffentlichen. Man braucht nicht einmal zu wissen, was sich hinter Begriffen wie Domain, Webserver oder URL verbirgt.
Ich bin in der glücklichen Lage, über diese Dinge Bescheid zu wissen. Ich weiß auch, mit welchen Kosten das Publizieren unter eigener Flagge verbunden ist. (Die Kosten sind gering, unter uns gesagt.)
Zu allem Überfluss kann ich programmieren, genug jedenfalls, um meinen technisch weniger versierten Freunden eine Kontaktmöglichkeit zu bieten.
Ich verspreche: Lautwert.de wird kein zweites Facebook. Aber um Kontakt zu mir zu halten und auch Eigenes zu veröffentlichen, wird es da sein.
Wie das geht, erfahrt Ihr durch regelmäßig erscheinende Artikel auf www.lautwert.de/thema/wie-geht-das
Euer Thorsten