Eigentlich habe ich es nicht so mit blauem Blut. Aber für eine bestimmte Königin musste ich einfach in die Tasten greifen.
Als ich vor gut zwei Jahren zum ersten Mal nach Stockholm und so ins protestantische Schweden kam, suchte ich für den Sonntag eine katholische Kirche. Ich fand die Domkirche St. Erik und war tief beeindruckt von dem Sonntagsgottesdienst. Als ich anderthalb Jahre später wieder in Stockholm war, habe ich es mir nicht nehmen lassen, wieder dorthin zu gehen. Mehrmals. Und eines steht fest: Bei allen künftigen Stockholm-Besuchen sieht mich das Bodenpersonal von St. Erik wieder. 🙂
Schon deswegen, weil ich die skandinavischen Lieder leidenschaftlich liebe. Am Montag, der sich an meine erste Stockholm-Sonntagsmesse anschloss, erstand ich das schwedische katholische Gesangbuch „Cecilia“.
Noch heute vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht darin blätter. Vieles kommt mir sofort bekannt vor. Kein Wunder – in Skandinavien gibt es nur wenige Katholiken und nicht alle sind begnadete Kirchenlied-Komponisten. Also haben sich die Cecilia-Macher vor allem bei den nächstgelegenen Nachbarn mit katholischem Liedgut bedient: bei uns. Dass etliche Lieder unseres Gesangbuches „Gotteslob“ von protestantischen Komponisten stammen, macht das vermutlich leicht.
Gar nicht leicht nahmen es die frühen skandinavischen Reformer mit der Volksfrömmigkeit. Insbesondere Maria war wohl ein rotes Tuch, wie ich in einer absolut sehenswerten Dauerausstellung im Stockholmer medeltid-museet (Mittelalter-Museum) erfuhr. Seine Kinder durfte man nicht mehr Maria nennen. Was machten die Bauern? Sie gaben Varianten dieses Namens einfach ihren Tieren. Ätsch.
Nun können Kühe wahrhaft majestätisch wirken, aber nur so lange sie sich still verhalten. Wie schade um die ganzen Marienlieder, die es bei den einfachen Leuten in Schweden gegeben haben mag.
Aber im 19. Jahrhundert ließ man sich offenbar nichts mehr vorschreiben. Und schuf ein Loblied auf die „Königin des Nordlands“. – Genau dieses Loblied fand ich zwei Wochen nach meiner Rückkehr von der ersten Stockholm-Reise im Cecilia-Buch. Und es lässt mich nicht mehr los.
Heute, am Vorabend der Goldenen Hochzeit meiner Eltern, hatte ich die Gelegenheit, es auf einer echten Pfeifenorgel in Lüneburg zu spielen, in der Kirche St. Marien.
Die Rosenstadt Lüneburg ist eigentlich weder eine Katholiken-Hochburg, noch braucht sie eine Monarchin. Aber wenn Maria nun einmal die Königin des Nordens ist, zu dem Lüneburg eindeutig gehört… Tja, Brüder und Schwestern im Evangelium, Ihr müsst jetzt einfach mal stark sein. Maria rules, yeah. 🙂
Voller Dankbarkeit, deine Eltern. Eine bleibende Erinnerung.