Wo zwei oder drei…

Na, Freunde, wie geht’s weiter im Text? – Auch wer es nicht weiß, bekommt heute Einblick in die katholische Musikszene.

Gute Musiker fangen früh an. Deswegen werde ich in diesem Leben kein guter Musiker mehr. Als ich mit dem Klavier-Lernen anfing, war ich schon 10 Jahre alt. Stein(way)-alt.
Dafür hatte ich Riesenglück mit meinem ersten Lehrer, dem viel zu früh verstorbenen Dietmar Bohrmann (1943 – 1992). Er brachte mir nicht nur die wunderbare Kombination aus Liebe zum Instrument und musikalischer Disziplin bei, er war auch ein Organist mit Leib und Seele. Noch bevor ich ihn persönlich kennenlernte, hatte ich sein kirchenmusikalisches Wirken schon in mich aufgenommen. Dem damaligen Bodenpersonal der St. Johannes Baptist-Gemeinde Attendorn sei Dank, vor allem Pastor Werner Kleffner. Der Autor Rolf Bauerdick hat diesem sauerländischen Geistlichen in seinem Buch „Wenn der Glaube verschwindet, verschwindet der Mensch“ ein paar Sätze gewidmet.

Der musikalische Teil des Attendorner Gemeindestabs bestand damals aus drei Personen. Mein Klavierlehrer war einer von drei Organisten. Bald merkte er, dass in mir eine kirchenmusikalische Schlagader pulste. Natürlich lange, bevor ich das selbst wahrnahm.
Um so größer sein Bedauern: „Ich würde dich unheimlich gerne an der Orgel ausbilden. Aber leider geht das nicht.“ – Die drei katholischen Organisten hatten sich darauf geeinigt, dass drei Tastenschläger bis auf weiteres absolut genug seien. Und deswegen sollte niemand außer ihnen an das Instrument herangeführt werden.

Wenige Jahre später, ich lebte schon in Bayern, fielen alle drei Organisten innerhalb kurzer Zeit aus. Mein Lehrer starb, ein anderer Orgelspieler zog aus Attendorn weg. Und von dem dritten habe ich gerüchtweise gehört, dass er aus der Kirche ausgetreten sei.
Im Ergebnis: Die traditionsreiche Attendorner St. Johannes-Gemeinde stand zwischenzeitlich ganz ohne Orgelspiel da. Und das, obwohl ein traumhaftes Instrument auf der Empore thronte. Zu meinen noch offenen Lebensträumen gehört, einmal eine Heilige Messe in St. Johannes Attendorn musikalisch zu begleiten.

Seit heute gehöre ich offiziell zu einem Organisten-Team in Berlin Neukölln. Ich werde weiter Vertretungen in der Gemeinde spielen, der ich mich zugehörig fühle, das heißt in St. Christophorus. Aber in Zeiten, in denen Berliner Kirchengemeinden zu Pastoralen Räumen fusioniert werden, muss man sich von solchen Zuordnungs-Gefühlen vielleicht verabschieden. Jedenfalls freue ich mich, künftig regelmäßig als Kirchenmusiker in St. Richard Neukölln dienen zu können.

Zumal ich mir weiter die Option offen halte, katholisch fremd zu gehen. Eine solistische Lebensweise wie meine verdirbt eben doch den Charakter.
Letzten Sonntag gab man mir immerhin zu verstehen, dass meine kirchenmusikalischen Ausflüge manchen Leuten gut gefallen. „Da kommt mal richtig Schwung in die Bude“ soll ein Gottesdienstbesucher in St. Marien Lüneburg gesagt haben, als plötzlich ungewohnt schnelle Töne von der Orgelempore kamen. Und ja, die flotten Tastenschläge kamen von meiner verliebten Hand. Die Orgel von St. Marien ist ein Traum. Ein herrlich frecher.

Ich freue mich auf das nächste Treffen mit meiner neuen sangesfreudigen Freundin an der Ilmenau. Bis dahin habe ich aber noch das eine oder andere Tête à tête mit Berliner Pflanzen, wa?. Mit zweien, um genau zu sein. Die dritte wartet so lange in Lüneburg. Tja, nur wer die Sehnsucht kennt, weiß, was ich leide. 😉

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