Kreuz-Zeichen

Zu Söders Wahlkampfaktion (pfui) ist alles Wesentliche gesagt. Von mir gibt es hier nur ein persönliches Statement zum christlichen Hoffnungszeichen.

Kein Ostern ohne Karfreitag. Eine harte Regel und ich kenne niemand, der nicht seine Probleme mit dem alljährlich wiederkehrenden Fünf-Tage-Anlass hat.
Als römischer Katholik nenne ich die Tage von Gründonnerstag bis Ostermontag das Triduum – drei Tage Leidens-Gedächtnis, zwei Tage Auferstehungsfeier. Wobei die jubelerfüllte Festzeit dann nach „vorsichtiger“ Zählung 40 Tage, nach anderer Lesart 50 Tage anhält. Im übrigen Kirchenjahr wird dann jeder Sonntag als Oster-Erinnerung gefeiert. Der christliche Festkalender kennt so 52 Auferstehungs-Festtage. Halleluja!

Vor wenigen Minuten habe ich erfahren, dass eine Frau, die meine Kindheit stark und mit viel Liebe geprägt hat, verstorben ist. Sie war tief gläubig und ich bin mir absolut sicher, dass es ihr jetzt besser geht als je zuvor. Und das für die Ewigkeit.
Eigentlich ein Grund zum Jubeln, aber naturgemäß nicht für die Menschen, die ihr Leben mit der Heimgegangenen geteilt, die mehr als nur eine Wegkreuzung mit ihr gemeinsam genommen haben. Für jeden kommt einmal die Stunde, in der man sich von den Menschen verabschieden muss, denen man alles verdankt. Ich selbst habe Angst vor diesem Moment.

War es ein Zufall, dass ich heute Nachmittag an R.K. dachte, als ich am Einsatzort in Lichterfelde ankam? Ich glaube nicht an blinde Zufälle. Weil ich ein Zufalls-Skeptiker bin, glaube ich an Eingebungen. Und die Eingebung heute Nachmittag war geprägt von Dankbarkeit. Denn ich dachte gleich auch an den Menschen, der mich mehr als ein Vierteljahrhundert begleitet hat und der mir bis heute Orientierung gibt.
Meine Erinnerungen an die heute Verstorbene reichen viel weiter zurück als die an meinen besten Freund, Pater Richard Loftus SJ. Die heute Heimgegangene hat mich in der Wiege gesehen, bestimmt auch im Arm gehalten. Als Baby nimmt man unendlich viel auf, aber anscheinend wenig bewusst wahr. Ich kann mich jedenfalls nicht an den ersten Augen- oder Hautkontakt erinnern. Die ersten abrufbaren Erinnerungen sind dennoch nicht von unseren Nachbarn und damit von „Tante“ R. zu trennen.

Einmal musste sie mich scharf zurechtweisen. Ich hatte zu Hause eine Redewendung aufgeschnappt und buchstäblich in Nachbars Garten ausgesprochen. Eben diese Nachbarin sah in darin eine veritable Gotteslästerung. Ihre klare Ansage: „Bei uns sagt man das nicht.“ Das habe ich mir gemerkt und die Redewendung nie wieder benutzt, wirklich nie wieder. Ich habe es auch in Zukunft nicht vor. So werde ich die liebevolle Stellvertreterin meiner Mutter (es gab eine Situation, in der sie das tatsächlich war!) auch mit ihrer strengen Seite in dauernder Erinnerung behalten. Bis wir uns wiedersehen. Denn dass wir uns wiedersehen, ist für mich klar. Lebe wohl, Rotraud! Und danke für alles. Dein Thorsten

2 Gedanken zu „Kreuz-Zeichen

  1. Lieber Thorsten,

    ich möchte Dir mein aufrichtiges Mitgefühl aussprechen. Es ist schwer, einen geliebten Menschen gehen lassen zu müssen. Und doch wissen wir, dass ihre Seele ewig lebt und beim Herrn ist.

    Licht und Liebe sendet Dir
    Christina

    1. Liebe Christina,
      vielen und von Herzen kommenden Dank für deine Nachricht. Gerne würde ich sie an die eigentlich vom Verlust Betroffenen weiterleiten, aber dafür ist es jetzt noch zu früh. Die Angehörigen der Heimgegangenen sind tief im christlichen Auferstehungsglauben verwurzelt und der Abschied kam wenigstens nicht unerwartet.

      Liebe Grüße aus deiner alten Wahlheimat sendet Dir
      Thorsten

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