In Österreich – und auch einige Kilometer nördlich seiner Grenze zu Bayern – ist das eine schöne Redewendung. Leider wird sie bei uns allzu oft falsch verstanden.
Ich liebe es, mich reinzuhängen. Für konkrete Menschen, für wichtige Anliegen, für Kunst und Kultur. Aber ich verabscheue es, ausgenutzt zu werden.
Es macht mich schier rasend, wenn ich Anzeichen dafür sehe, dass mich Menschen ausbeuten in dem Glauben, dass ich es nicht merke.
Mitte dieser Woche war es so weit und es raubte mir zwei Nächte lang den Schlaf.
Aus verschiedenen Gründen nenne ich hier weder Ross noch Reiter. Aber ich möchte doch ein paar Gedanken zum Thema Ehrenamt loswerden.
Was ist Ehrenamt eigentlich? Es gibt Begriffe, zu denen verdienstvolle Medien wie die Wikipedia wenig Erhellendes äußern. Ehrenwerte Informations-Institutionen wie der Brockhaus (online für Privatpersonen ab 60 € pro Jahr, sonst in der Bibliothek ihres Vertrauens) geben Einblick in die geschichtliche Entwicklung aktueller Konzepte.
Ich belasse es an dieser Stelle bei meinem persönlichen Verständnis. Ich glaube, dass ich das darf, denn ich übe viele Ehrenämter aus. Eine kleine Auswahl:
- Kirchenmusik (teils erklärt, teils de facto gratis)
- Chor-Notenwart (neuerdings)
- Bloggerei 😉 – und Handreichungen
- Nachbarschaftshilfe (seit den 90er Jahren)
- Sprachkurse und Lesekreise (in den 90er Jahren)
- Diverse kleine Bühnen-Auftritte ohne Gage und gerne auch ohne Beifall
- Online-Assistenz und Beratung für Vereine und Einzelne
Kurz: Ich bin ziemlich gut ausgelastet mit Tätigkeiten neben der Erwerbsarbeit. Und es macht ja auch Spaß.
Nebenbei macht mir das eigene Engagement manchmal aber auch ein schlechtes Gewissen. Nämlich dann, wenn ich Aufgaben übernehme, für die andere Leute eine Ausbildung abgeschlossen haben und damit nun auf der Straße stehen, weil niemand Geld für ihre Dienste ausgeben will. Obwohl das Geld da wäre.
Ich leiste mir die Unterscheidung: Es gibt ehrenamtliche Aufgaben zum Wohle Anderer und eigennütziges Engagement mit Kollateral-Nutzen.
Letztere Form des Sich-Einbringens dient zuerst dem eigenen Ego. Eine Form von Ehr-Geiz – Ehrgeiz lehne ich strikt und in allen Formen ab.
Ehrenamtlichkeit zum Wohle anderer ist, wenigstens in erster Linie, Dienst. Auf ehrenamtliche Arbeit mit dieser Ausrichtung lasse ich nichts kommen. Dass es im echten Leben jede Menge Mischformen gibt, geschenkt. Echtes Ehrenamt lässt sich meines Erachtens daran erkennen, dass sein erster Impuls ist, jemand beschenken zu wollen.
Die Welt wäre schöner, wenn es bei diesem ersten Impuls bliebe. Normalerweise kommen dem ehrenamtlich tätigen Menschen aber früher oder später Ehrerbietungen entgegen, die ihr/ihm gar nicht passen.
Mir jedenfalls ging es noch heute Morgen wieder so. Ich mag keinen Applaus. Er ist mir grundsätzlich peinlich. Andererseits habe ich mich daran gewöhnt, dass er zu bestimmten Gelegenheiten kommt. Und wenn er wider die Gewohnheit ausbleibt, frage ich mich, was ich falsch gemacht habe. Verstehe mir einer mich. 😉
Ehrenamt und Eitelkeit, beide fangen zufällig mit dem gleichen Buchstaben an. Kurioserweise nicht nur im Deutschen! Im Englischen etwa entspricht dem Ausdruck „Ehrenamtliche Tätigkeit“ am ehesten „volunteering“. Für das deutschsprachige Wort „Eitelkeit“ empfiehlt sich die Übersetzung „vanity“, dem Lateinischen sei Dank. Womit wir auch gleich eine dritte Sprache hätten, in der Liebe zum Ich und zum Gegenüber buchstäblich miteinander verwandt sind. Ach, es gibt Schlimmeres.
Nämlich dann, wenn gar keine Liebe im Spiel ist. Nur Missachtung oder Verachtung.
Wenn ein Dienstfordernder nichts von dem versteht, was er wünscht, kann ich damit leben. Es gibt ja noch Hoffnung, dass er/sie dazulernt und wenigstens der Sache selbst gerecht wird.
Wittere ich Verachtung gegenüber mir oder einem anderen Ehrenamtlichen, ist dagegen sofort Schicht im Schacht. Ich habe in der Vergangenheit nur wenigen Menschen aus diesem Grund vor den Kopf stoßen müssen. Ich mag das überhaupt nicht. Aber wenn es so weit ist, zöger ich keinen Augenblick. Die Ehre nehme ich mir. Der oben nicht genannte Fordernde verstehe. Und an ebendiesen sei die abschließende Frage gerichtet: Habe ich die Ehre?
Mit offenem Visier kämpfen und klare Kante zeigen! Nicht alles gefallen lassen, denn das macht krank.